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Nachrichten > Kultur und Bildung

Publikum von der Minne bezwungen


(Foto:Richter)

(hr) (ra) Der Pulverturm wäre die schönste Kulisse gewesen, doch dank der Ausstellung "Kinder sehen unsere Stadt" gab es auch im Foyer des Rathauses mittelalterliche Türme. Die gemalten Wappen der Ortsteile wirkten über den Köpfen des Ensembles "I Ciarlatani" am Samstag fast ritterlich. Interessiert und amüsiert lauschte das Publikum den verschiedenen Graden der Minne.
Klangvolle Namen wie "Bernart de Ventadorn" oder "Raimbaut de Vaqueiras" erinnerten an die romanischen Vorbilder des Minnesangs, die Welt der Troubadours und Trouvères. Nun war der Minnesang immer schon wörtlich zu nehmen, als gesungene Lyrik, doch leider sind zu den meisten Dichtungen die Melodien nicht überliefert. Somit kann das Erklingen von "Musik aus dem Mittelalter" heute nur eine Annäherung sein, freilich im Fall des Ensembles "I Ciarlatani" eine seriöse und wohl fundierte. Dies beginnt schon bei der Auswahl und Bauart der Instrumente. Klaus Winkler blies eine näselnde Dolzaina oder eine Sackpfeife (Dudelsack), Johannes Vogt zupfte eine Laute und Russ Hodge wechselte zwischen Rebec und Fiedel, zwei Streichinstrumenten, die schon vor den Gamben da waren. Armin Gottstein sang die Texte in mittelhochdeutscher Sprache, in Liebesliedern einfühlsam und kultiviert, in Trinkliedern auch komödiantisch überzeichnet.
Bligger von Steinach (1165-1209) huldigte der hohen, entsagungsvollen Minne, indem er seine Lebensjahre zum Kauf anbot, waren sie ihm doch wegen einer nicht erhörten Liebe unnütz geworden. Ein anonymer Dichter pflegte in seinem "Ave nobilis" gar die heilige Minne, eine schwärmerische Verehrung der Jungfrau und Gottesmutter Maria. Eine dritte Variante, die niedere Minne, bei der es derb und erotisch zuging, kam weniger zum Tragen, dafür gab es "In taberna quando sumus" die lateinische Aufzählung aller Säufer und eine herrliche Verballhornung des Textes "Dies Irae" aus dem Requiem.
Walther von der Vogelweide galt als "Spielmann des Reiches". In einem Rechtfertigungslied auf den 5. Kreuzzug unter Kaiser Friedrich II. untermauert er dessen Besitzanspruch am Heiligen Land gegenüber Juden und Muslimen und beschimpft Letztere als "die Heyden". Tanhuser (Tannhäuser), in Wirklichkeit wohl eher ein Berufssänger denn ein fränkischer Ritter, prahlte damit, seiner Geliebten alle Wünsche erfüllen zu wollen: Die Rhone könne nach Nürnberg umgeleitet werden, der sagenhafte Salamander aus dem Feuer geholt, selbst die Beschaffung des heiligen Grals sei kein Problem. Nur die Bergung der Arche Noahs sprengte dann doch den Rahmen des Liebesdienstes. Das Publikum vernahm solche Andienungen interessiert und amüsiert. Am Ende spendete es, "bezwungen von der Minne", herzlichen Beifall, leider gab es keine Zugabe.

14.07.02

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