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Nachrichten > Kultur und Bildung

Die Botschaft auf den Punkt gebracht


Blick auf den Altarraum und die Solisten Karoline Thornhill,Birgit Huber,Ekkehard Abele, Markus Müller und Mark Tucker. (Fotos:Wörner)

(tw) (ra)Als am Sonntag das zahlreich erschienene Publikum in der Michaelskirche Platz genommen hatte, erfüllte sich Achim Plagge einen Jugendtraum: Einmal Bachs Johannes-Passion "historisch" aufzuführen! Man hörte der Kantorei die vorausgegangene engagierte Probenarbeit des Bezirkskantors an. Dazu kamen glänzende Solisten und das subtil agierende Karlsruher Barockorchester.
Für eine schlaflose Nacht hatte die kurzfristige Absage der Altistin Sabine Czinczel gesorgt. Birgit Huber aus Stuttgart half aus der Klemme. Ihr zu Herzen gehendes "Es ist vollbracht!" leitete nicht nur den Schluss der Passion ein, sondern machte deutlich, dass im gesamten Werk der Tod Christi nur eine Durchgangsstation darstellt. Wenige Aufführungen vermögen diese Botschaft so auf den Punkt zu bringen. Schon im Eingangschor schienen die barocken Blasinstrumente in ihrem leiseren, dabei erdig-lebendigen Wabern diese Brücke des Übergangs zu bauen. Mit glockenhell timbriertem Tenor, dabei dramatisch und mit der größten Einfühlungsgabe übernahm Mark Tucker die Rolle des Evangelisten, und es verwunderte nicht, dass er im Metier der historischen Aufführungspraxis ein Star ist. Markus Müllers kultivierter Bass verlieh Jesus eine noble Stimme. Rhythmisch präsent brachte die Eberbacher Kantorei ihre Einwürfe punktgenau ins Spiel, wenn es darum ging, die Handlung voranzutreiben oder mit Volkes Stimme zu kommentieren. In den kontemplativen Chorälen, "Dein Will‘ gescheh‘" sei nur als Beispiel genannt, ließen sich die Sängerinnen und Sänger vom Dirigenten geschmeidig führen bis in die Absprachen der Konsonanten hinein. Alles war gut zu verstehen, so dass man das Textheft eher wegen der Beiträge von Ingo Schulz in den Pausen zur Hand nahm. Mit stimmlicher Brillanz, eloquent und konzentriert gleichermaßen, gestaltete Siri Karoline Thornhill die Sopranarien, deren Qualität namentlich im finalen "Zerfließe, mein Herze" an die Gattungsbeiträge der h-Moll-Messe heranreichten. Wenn die Norwegerin dabei lebhaften Blickkontakt zum Publikum hielt, unterstrich dies die unmittelbar eingängige Botschaft, des an Schlüsselstellen überreichen Werkes. Pilatus wurde dank Ekkehard Abeles rollensicherem Bassgesang beinahe zu einer Art Sympathieträger, war doch auch er nur ein Werkzeug: „Du hättest keine Macht über mich, wäre sie dir nicht von oben herab gegeben“, sprach Jesus im Dialog, der den Darstellern schauspielerisches Talent abverlangte. Ab und zu wandte sich Achim Plagge vom Orchester ab, um etwa als "Servus" (Diener) selbst die Stimme zu erheben. Alle Handlungsfäden behielt er in sicherer Hand, wobei er zwischen der Leitung des Orchesters und der klangformenden Führung des Chors wohl zu differenzieren wusste. Im Kabinettstückchen "wohin?", der Frage der angefochtenen Seelen, bestand die Kantorei ihren vokalen Reaktionstest glänzend, bedenkt man, dass die Messlatte vom souverän aufspielenden Karlsruher Barockorchester hoch angelegt wurde. Der Turba-Chor (Volkes Stimme) "Lasset uns den nicht zerteilen", ein Streit um Jesu Mantel, bestach durch seinen widerborstigen rhythmischen Kontrapunkt, den Sänger und Orchester beinahe zur Schlachtenmusik steigerten. Vorzüglich gelangen parodistische Momente, wenn sich etwa das Volk schleimerisch der Obrigkeit andiente: "Wir haben keinen König denn den Kaiser." Die Aufführung mit historischen Instrumenten kam jedoch auch den stilleren, nachdenklichen Szenen sehr zugute. Der durchdringende, schnörkellose Bass der Gambe, die feine Seidenspinnerei einer Viola d’amore, dazu das permanente Zupfwerk der Laute wiesen ins Transzendente und eröffneten einen Zugang zu der Welt hinter den Dingen. Vieles, was bei "modernen" Aufführungen theologischer Erläuterungen bedarf, wurde im Originalgewand unmittelbar erfahrbar. So schwieg das Publikum nach dem Verklingen der letzten Töne eine geraume Zeit, ehe herzlicher und besonders lang anhaltender Beifall die Künstler belohnte.


15.04.03

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